Deponien sind seit der intensiven Diskussion um das Recycling und die thermische Verwertung aus dem Blickfeld geraten. Nach dem Motto: Durch intensive Kreislaufwirtschaft sind Deponien überflüssig. Dies jedoch ist ein Trugschluss. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Abfallwirtschaft. In der Zwischenzeit sind deren Kapazitäten stark geschrumpft und in einigen Regionen bald ausgeschöpft. Zeit zum Gegensteuern.
Die Vereinigte Ville in Erftstadt-Liblar, vor den Toren Kölns, hat eine lange Tradition. Bis in die 50er-Jahre hinein wurde hier Braunkohle im Tagebau abgebaut. Nachdem die Kohlevorkommen nicht mehr wirtschaftlich abzubauen waren, lag das Gelände zunächst brach, ehe die Stadt Köln 1970 einen Teilbereich übernahm, um den Abfall aus der Rheinmetropole dort zu deponieren.
Über nahezu drei Jahrzehnte war die Deponie Vereinigte Ville die Kölner Siedlungsabfalldeponie, auf der Haus-und Sperrmüll sowie gewerbliche Abfälle abgelagert wurden. Im Jahr 1998 änderte sich dies, mit der Inbetriebnahme der Restmüllverbrennungsanlage in Köln und der Übergabe des Deponiebetriebs von der Stadt Köln an die AVG Köln.
Seit 2005 müssen die organischen Abfälle generell vorbehandelt werden. Seither kommen in Erftstadt nur noch sogenannte Inertstoffe an. Dies sind Abfälle, die keine oder nur sehr geringe Anteile organischer Bestandteile enthalten. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Aschen aus der Industrie und der Müllverwertung, Bauschutt, Böden oder Gießereisande.
Die derzeitigen freien Deponiekapazitäten reichen noch bis zum Ende der 2020er Jahre. Um den langfristigen Weiterbetrieb zu ermöglichen und damit die Entsorgungssicherheit für die gesamte Region zu gewährleisten, strebt die AVG Köln gemeinsam mit ihren Deponienachbarn REMONDIS Industrie Service und RWE Power einen Weiterbetrieb der Deponien in der Ville an. Ziel ist es, die Ablagerungsfläche zu erhöhen. Damit lässt sich der ideale Deponiestandort langfristig sichern. Die vorhandenen Einrichtungen und Verkehrsanbindungen können weiter genutzt und neuer Flächenverbrauch vermieden werden. Eine entsprechende Plangenehmigung/Planfeststellung zur Erhöhung der Deponie Vereinigte Ville wurde im Herbst 2023 von der zuständigen Genehmigungsbehörde erteilt. Weitere Infos hierzu unter www.vereinigte-ville.de
Die Vereinigte Ville bringt gute geologische Voraussetzungen für den Deponiebetrieb mit. Denn unterhalb des Deponiekörpers befindet sich eine bis zu 30 Meter dicke, wasserundurchlässige Tonschicht. Da zum benachbarten Naherholungsgebiet Kottenforst eine ca. 80 Zentimeter dicke Bentonitdichtwand das Gelände abriegelt, kann auftretendes Sickerwasser weder in tiefere, eventuell das Grundwasser gefährdende Schichten eindringen noch seitlich entweichen.
Durch Niederschläge auf die Deponie entsteht sogenanntes Sickerwasser. Es versickert – daher der Name –, d. h. es bahnt sich seinen Weg durch die abgelagerten Abfallschichten. Dabei verunreinigt es. Ehe es als Abwasser die Deponie verlässt, ist eine intensive Reinigung erforderlich.
Das Sickerwasser im Deponiekörper durchläuft einen zweistufigen Reinigungsprozess. Dazu wird es am tiefsten Punkt der Deponie gesammelt und über einen Schrägschacht wieder an die Oberfläche zur Sickerwasserreinigungsanlage gepumpt. Zu Beginn, in der biologischen Stufe, sorgen Mikroorganismen für den ersten Schritt des Reinigungsprozesses. Die restlichen, nicht biologisch abbaubaren Stoffe werden in der zweiten, adsorbierenden Stufe abgeschieden. Hier dient Aktivkohle als Filtermaterial. Nach dieser Intensivreinigung durchläuft das Wasser einen weiteren Reinigungszyklus in einer nahegelegenen Industriekläranlage. Erst dann wird das Wasser abgeleitet.
Um die Niederschlagsmenge in der Deponie so niedrig wie möglich zu halten, sind alte Ablagerungsbereiche mit einer Folie abgedeckt. Diese Oberflächenabdeckung sorgt dafür, dass Regen abgeleitet werden kann, ohne mit dem Abfall in Berührung zu kommen. Eine aufwendige Reinigung entfällt. Der Regen durchfließt ein Kiesbett, in dem das Wasser Schmutzpartikel zurücklässt. So gereinigt gelangt es in einen Entwässerungsgraben.
Mit der Zersetzung der organischen Bestandteile in den Abfallschichten der Deponie entstehen unter Luftabschluss (anaerob) Gase, die unsere Umwelt beeinträchtigen. Vor allem gilt die Aufmerksamkeit dem Methan, einem zwar energiereichen, aber hochgradig unser Klima beeinflussenden Gas.
Über sogenannte Gasbrunnen wird das Gas gefasst. Sie sind über die gesamte Deponiefläche verteilt. Hierbei handelt es sich um Kiessäulen, in die das Gas aus den umliegenden Bereichen einströmt und – wie bei einem Kamin – in einem Sog nach oben gezogen wird. In mehreren Gassammelstationen werden die Gasströme gebündelt, zur Gasförderstation geleitet und anschließend verdichtet, ehe es im Blockheizkraftwerk zur Energieerzeugung genutzt wird.
Etwa 1 Mio. m2
Rund 26 Mio. m3, davon stehen noch rund 1,0 Mio. m3 zur Verfügung. Durch die genehmigte Deponieerhöhung stehen nach deren Ausbau weitere 18 Mio m³ Deponievolumen zur Verfügung.
Die Deponie Vereinigte Ville liegt auf einer 30 m mächtigen wasserundurchlässigen Tonschicht und ist zu den Seiten von einer Dichtwand bzw. von einer mehrlagige Deponieabdichtung mit massiven, verschweißten Kunststoffbahnen und mineralischen Abdichtungsschichten (Kombinationsabdichtung) umschlossen. Im Zuge der genehmigten Deponieerhöhung wird auf die Oberfläche des bisherigen Deponiegeländes in gleicher Weise eine Kombinationsabdichtung aufgebracht, die für denen neuen Deponieabschnitt nach dem Konzept „Deponie auf Deponie“ als Basisabdichtung dient.
Zweistufig; biologisch und adsorptiv (Aktivkoks) mit einer Kapazität von rund 200.000 m3⁄a
Bis zu 220.000 m3⁄a
Über 250 Gasbrunnen
Gasverwertung (Methan) in einem Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 3 MW. Der Strom wird in das Netz der örtlichen Netzgesellschaft eingespeist.
Deponien nach dem Stand der Technik verfügen über moderne leistungsfähige Umwelteinrichtungen, um den Deponiebetrieb sauber und zuverlässig durchzuführen.
Niederschlagswasser, das in die nicht abgedeckten Deponiebereiche eindringt, wird aufgefangen und in der modernen zweistufigen Sickerwasserreinigungsanlage gesäubert. Anschließend kann es zur Kläranlage weitergeleitet werden.
Unter Luftabschluss entstehen im Deponiekörper Gase, überwiegend Methan und Kohlendioxid. Sie dringen in rund 250 Gasbrunnen ein; das sind in den Deponiekörper gebohrte und mit Kies gefüllte Säulen. In ihnen werden die Gase wie in Kaminen durch einen Sog nach oben geleitet und über Saugleitungen Sammelstationen zugeführt.
Das aufgefangene Deponiegas wird in einem Blockheizkraftwerk direkt in Strom und Wärme umgewandelt. Damit bleibt der Atmosphäre das sie belastende „Klimagas" Methan erspart. Zugleich wird Energie erzeugt, die als erneuerbar und damit als klimafreundlich gilt.
Weitere Infos hierzu unter www.vereinigte-ville.de